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CTH 373

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Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 373 (TRde 2017-09-13)

1 -- U[nd ... ].
2 -- D[er] Gott, der [ihm] schrecklich [ ... ] zürnte,
3 -- (er) hat [seine Augen zur Seite] woan[d]ershin gewendet.1
4 -- Dem Kantuzili2 (über)gibt3 er nicht das Handeln4.
5 -- [Sei es], dass [jener] Gott (sich) [im Himmel] (befindet), oder dass er (sich) in der [E]rde (befindet),
6 -- DU aber, Sonnengott, gehst zu ihm.
7 -- Geh (und) sprich zu diesem meinem Gott!
8 -- Übermittle5 [ihm] seine, des Kantuzili, Worte!6
9 -- Mein Gott, was das betrifft, dass meine Mutter mich gebar:
10 -- du, mein Gott, zogst mich groß.7
11 -- DU8, mein Gott, (bist) [mein Name] und meine (soziale) Bindung9.10
12 -- DU[, mein Gott,] hast mich mit guten Menschen verbunden.11
13 -- An einen starken Ort aber hast DU, mein Gott, mein Handeln gelenkt.12
14 -- Mein Gott, du ha[st mich], den Kantuzili, zu deinem Diener, (Diener) deines Körpers (und) deiner Seele ernannt.13
15 -- Welche Gnade meines Gottes kenne ich sei[t (meiner) K]indheit nicht?14
16 -- Erkenn[e] ich sie ni[cht] an?
17 -- Was aber gar das betrifft, dass ich gedieh:15
18 -- Ich habe meines Gottes Gnade und Weisheit in allem kund getan.
19 -- Niemals habe ich bei meinem Gott einen Meineid geleistet.16
20 -- Einen Eid habe ich auch niemals verletzt.17
21 -- Was aber von dem meinem Gott Heiligen mir nicht zu essen erlaubt (ist),18
22 -- das habe ich niemals gegessen.
23 -- Ich habe mir meinen Körper nicht verunreinigt!19
24 -- Ein Rind aber20 habe ich nie von seiner Hürde wieder getrennt.21
25 -- Auch ein Schaf von seinem Pferch wieder ditto.
26 -- Brot habe ich für mich gefunden
27 -- und habe es ich niemals für mich allein gegessen.
28 -- Wasser aber22 habe ich für mich gefunden
29 -- und habe ich es niemals für mich allein getrunken.23
30 -- Wenn ich aber jetzt gesunden würde,
31 -- würde ich da nicht durch dein, des Gottes, Wort gesunden?24
32 -- Wenn ich kräftig würde,
33 -- würde ich da nicht durch dein, des Gottes, Wort kräftig?25
34 -- Das Leben (ist) mir verbunden mit dem Tod.
35 -- Der Tod aber (ist) mir auch mit dem Leben verbunden.26
36 -- Ein Kind der Sterblichkeit lebt aber nicht ewig.
37 -- Die Tage seines Lebens (sind) gezählt.
38 -- Wenn aber ein Kind der Sterblichkeit ewig l[e]bte,
39 -- (selbst) wenn ein Übel27 für den [M]enschen, eine Krankheit, bestünde,
40 -- (dann wäre) das kein Gegenstand der Anklage für ihn.28
41 -- [Jetzt]29 aber soll mein Gott mir sein Innerstes (und) seine Seele offenbaren mit ganzem Herzen!30
42 -- Er soll mir meine Vergehen31 [benenn]en,
43 -- so dass ich sie erkenne!32
44 -- Entweder soll mein Gott zu mir im Traum sprechen!33
45 -- Mein Gott soll mir sein Innerstes offenbaren!
46 -- Er soll [mir] meine [Vergeh]en benennen,
47 -- so dass ich sie erkenne!
48 -- Oder es soll eine Seherin zu mir sprechen!
49 -- [Oder] ein Orakelpriester [d]es Sonnengottes soll es [mir] aufgrund der Leber sagen!
50 -- Mein Gott soll mir [sein Innerstes (und) seine Seele] offenbaren mit ganzem Herzen!
51 -- Er soll mir meine Vergehen benennen,
52 -- so dass ich sie erkenne!
53 -- [ … ] und [Stär]kung34 gib [mir] zurück, DU, mein Gott!
54 -- [... ih]r [Hirte bist] DU.35
55 -- Deine36 Botschaft (ist) [angenehm] für jeden.
56 -- [Mein Gott aber, der auf mich] zornig geworden ist
57 -- und der mich vernachlässigt hat,37
58 -- [der soll sich] auch wieder um mich [kümmern!]
59 -- [Er soll mich] am Leben erhalten!
60 -- Mein Gott, der mir (die) Krankheit gegeben hat,
61 -- [soll] mir gegenüber eine gütige Gesinnung [annehmen]!
62 -- [ … ] vor [Krank]heit bin ich müde geworden38 (und) leide.
63 -- Ich kann (sie, scil. die Krankheit) nicht mehr (aus eigener Kraft) bezwingen.39
64 -- Wie40 er [ ... ] abgeschabt hat,
65 -- hat er m[ir ... ] gewendet41.
66 -- [ ... 42] soll (sich) wieder legen!
67 -- Er soll wied[er] verlöschen in seinem [He]rzen!
68 -- Entferne [ ... ] wieder aus der Krankheit!43
69 -- [Sonnengot]t, der ganz erwachsene [Sohn von Sî]n und Ning[al] (bist) DU.
70 -- Ich hier, Kantuzili, dein Diener, habe d[ich ... ] gerufen:
71 -- Halte mich am Leben!
72 -- Ich h[ier] sage [dir] (jetzt)44:
73 -- Sonnengott,45 mein Herr, ich hier, Kantuzili, stärk[e] für mich meinen Gott (gerade)46.
74 -- Mein [Got]t soll [mich] hören!
75 -- Habe ICH, Kan(tuzil)i, meinem Gott, etwas getan?
76 -- Worin [hab]e ich [gefrevelt]?47
77 -- Mein Gott, DU hast mich gemacht.
78 -- DU hast mich erschaffen.
79 -- Jetzt aber, [wa]s habe ich, K[an(tuzil)i], dir getan?48
80 -- Der Kaufmann, der Mensch, hält (vor) dem Sonnengott die Waage,
81 -- und er verfälsch[t] die Waage.49
82 -- [ICH aber,] was habe ich mein[em] Gott getan?50
83 -- Mein Haus ist für mich durch die Krankheit ein Haus der Angst geworden.
84 -- Vor Angst driftet mir meine Seele an einen anderen Ort.51
85 -- Wie (einer, der) krank (ist) für den Zeitraum des (ganzen) Jahres,
86 -- ebenso bin auch ICH geworden.
87 -- Jetzt aber sind mir Krankheit und Angst (zu) viel geworden.
88 -- Mein Gott, ich sage es DIR (jetzt)52.
89 -- In der Nacht ergreift mich in meinem Bett kein angenehmer Traum.
90 -- Für mich wird Gutes nicht offenbar.
91 -- Jetzt aber spanne, [mei]n [Gott], für mich (deine) Kraft und die Schutzgottheit ein!53
92 -- Ob du mir vom Mutterleib an diese Krankheit (fest)geschrieben54 hast,
93 -- habe ICH aber (denn) niemals eine Seherin im Gegenzug befragt?55
94 -- Jetzt aber rufe ich vor meinem Gott 'Gnade!' aus.56
95 -- Und du, mein Gott, hör[e] mich!
96 -- Mein Gott, mache [m]ich am Königstor57 nicht mehr zu einem nicht gut gestellten58 Menschen!
97 -- Lasse59 mir vor einem Kind der Ste[rblich]keit mein Re[ch]t60 nicht mehr erfolglos sein!
98 -- Welche ich gut behandel[t habe],
99 -- keine[r] (davon) hält (mich) am Leben.
100 -- [ ... ] mir, mein Gott, [ ... ]t.
101 -- Meine Mutter aber [ist] mir [nicht vorhand]en.
102 -- [D]U aber [bist] mir [ ... ].61
1
Görke S. 2000a, 105 verweist hierzu auf die fast wörtliche Übereinstimmung zwischen dem hethitischen und babylonischen Text.
2
Für die (unsichere) Identifikation des Kantuzili mit „Kantuzili, dem Priester“, Sohn Arnuwandas und Ašmunikals, s. jüngst Schwemer D. 2015a, 351 mit weiterführender Literatur.
3
Von García Trabazo J.V. 2002a, 277 (Lebrun R. 1980e, 115 folgend) als 'communica' interpretiert.
4
Bei den Verbalsubstantiva mit Schwund von auslautendem -r handelt es sich mit Melchert H.C. 1988c, 226 um Archaismen. Ob sie auch kollektivische Funktion besitzen, ist nicht klar.
5
Entgegen García Trabazo J.V. 2002a, 277 ist in der Bedeutung 'übermitteln' das Präverb āppa schon enthalten.
6
Güterbock H.G. 1978b, 228 (basierend auf Güterbock H.G. 1958a, 242b) erläutert hierzu: „Der Sonnengott wird gebeten, dieses (scil. persönliche Gebet) dem persönlichen Gott des Beters zu übermitteln. Während sowohl die Vorstellung vom persönlichen Gott wie auch das Motiv der Fürsprache in Babylonien bekannt ist, wird man dort schwerlich den Fall finden, dass der große Šamaš gebeten wird, den persönlichen Gott aufzusuchen“.
7
Eichner H. 1975c, 125 legt eine semantische Interpretation von kwit zugrunde: „O mein Gott, nachdem meine Mutter mich geboren hatte, hast du, mein Gott, mich großgezogen“.
8
Der Fokus, der im hethitischen Text durch die Setzung des betonten Personalpronomens oder die zusätzliche Anfügung von -pat ausgedrückt ist, ist hier und im Folgenden mittels Großschreibung markiert.
9
Eichner H. 1975c, 125 und Görke S. 2000a, 43 folgend ist hier išḫiešša(r) als 'Band, Bindung' aufgefasst. Anders Schwemer D. 2015a, 358, der auf akk. riksu 'Bindung' verweist, das auch eine metonymische Bedeutung des 'In-Ordnung-Haltens, In-den-geregelten-Bahnen-Haltens' besitzt.
Görke S. 2000a, 107 verweist auf eine babylonische Entsprechung dieses Kolons.
Zu ḫarp- in der Bedeutung 'associate with' vgl. Melchert H.C. 2010e, 182. Anders Lebrun R. 1980e, 115 und García Trabazo J.V. 2002a, 277.
Eichner H. 1975c, 125 übersetzt weiter „und hast mir das Handeln an machtvoller Stätte verliehen“. Görke S. 2000a, 47 verweist indessen auf die gesellschaftliche Position, aus der heraus der Betende handeln kann.
Görke S. 2000a, 43 fasst das Verb anders auf: „Kantuzili, den Diener deiner Person und deiner Seele, hast du gerufen.“
Der Satz findet unterschiedliche Beurteilungen in der Sekundärliteratur: Singer I. 2002c, 32 und García Trabazo J.V. 2002a, 278f. lesen wie Lebrun R. 1980e, 112 n=at (statt natta) und übersetzen dementsprechend den Satz nicht als rhetorische Frage. Wie hier auch HED K, 43 und Schwemer D. 2015a, 356 (ibid. 358 ausführlicher Kommentar). Görke 2000a, 107 verweist auf eine Parallelstelle in einem babylonischen Šamaš-Hymnus.
Hier weichen alle Übersetzungen voneinander ab: Eichner H. 1975c, 135 „Und als ich das Erwachsenenalter erreicht hatte“, Lebrun R. 1980e, 115 „de plus, après mon naissance“; Görke S. 2000a, 43 „Je älter ich aber wurde“; CHD L-N, 115a „even when I grew“; Singer I. 2002c, 32 „the more I grew“; Schwemer D. 2015a, 356 „And ever since growing up“ (mit Kommentar ibid. 358).
Güterbock H.G. 1974d, 325f. stellt die hier beginnende Textpassage (Kola 19-29) dem von Lambert W.G. 1974a, 278ff. behandelten akkadischen Gebet gegenüber.
Schwemer D. 2015a, 358 verweist hierfür auf die beiden verschiedenen Arten des mesopotamischen Eides (den assertierenden Eid und das Versprechen).
Eichner H. 1975c, 135 fasst šiuni=mi als Vokativ auf: „Auch habe ich, mein Gott, Reines, das mir zu essen nicht erlaubt ist“.
Görke S. 2000a, 43 stellt hier einen kausalen Konnex zu den beiden vorangegangen Kola her: „habe ich (so) nicht verunreinigt“.
Segmentierung -a=šta wegen Topikwechsel, vgl. dazu Rieken E. 2000a.
Lambert W.G. 1974a, 276 verweist auf eine babylonische Vergleichpassage der Kola 24-29.
Die Verallgemeinerung der Fokuspartikel -ma auch auf die Position nach Konsonant weist auf nachalthethitisches Alter des Textes. Die funktionsgleiche nicht-geminierende Partikel -a wird später auf den Gebrauch nach unabhängigen Personalpronomina und kinun=a zurückgedrängt, vgl. Hoffner H.A. – Melchert H.C. 2008a, 395. Dieser mittelhethitische Text zeigt in den meisten Belegen noch topikalisierendes nicht-geminierendes -a nach Konsonant auf, so z.B. ḫingan=a=m(u)=apa in KUB 30.10 Vs. 20', dandukišnaš=a in KUB 30.10 Vs. 21' und annaš=miš=a=mu KUB 30.10 Rs. 25. Dazu vgl. auch Schwemer D. 2015a, 351.
Zur Übersetzung von akk. A-ḪI-TI-YA s. Güterbock H.G. 1974d, 325 Anm. 10.
Hier und im Folgekolon ist formal nicht klar, ob es sich um einen Irrealis der Gegenwart oder der Vergangenheit handelt (vgl. Hoffner H.A. – H.C. 2008a, 422f.). Der Irrealis der Gegenwart ist hier wegen kinun=a gewählt. In anderen Übersetzungen finden sich folgende Lösungen: Eichner H. 1975c, 135 übersetzt „Wenn ich jetzt gesundete, würde ich da nicht auf dein göttliches Geheiß gesundet sein?“. CHD L-N, 51b liest kinuna=ma=an man und übersetzt dementsprechend die Protasis mit „If I were to recover now“, die Apodosis weicht nicht ab: „would I not have recovered of your divine word?“ bzw. Hoffner H.A. – Melchert H.C. 2008a, 245: „Did I not prosper by your word, my god?“ mit Genitiv in Vokativfunktion.
Eichner H. 1975c, 135 übersetzt: „Und wenn ich kraftvoll würde, wäre ich da nicht auf dein göttliches Geheiß kraftvoll geworden?“.
Metcalf C. 2011a, 7ff. konnte zeigen, dass KUB 30.10 Vs. 20'-23' auf eine sumerische Vorlage zurückgeht.
Form im Plural.
Lebrun R. 1980e, 116, Görke S. 2000a, 43, Hoffner H.A. – Melchert H.C. 2008a, 343, u.a. übersetzen hier eine rhetorische Frage „Wouldn't it be a grievance for him?“, wohingegen andere wie z.B. Schwemer D. 2015a, 356 die Übersetzung „it would not be a grievance for him“ wählen. Metcalf C. 2011a, 7ff., der die sumerische Vorlage von KUB 30.10 Vs. 20'-23' (Kola 34-40) nachweisen konnte, argumentiert zugunsten der zweiten Übersetzungsvariante: „If a man lived for all time, an evil (force?), an unpleasant thing could happen – it would not harm the man“.
Metcalf C. 2011a, 9 hat auch für KUB 30.10 Vs 24'-28' (Kola 41-52) nachweisen können, dass es sich um eine Passage mit sumerischer Vorlage handelt. Ausführlich dazu Metcalf C. 2015a.
Hier weichen die Übersetzungen sehr stark voneinander ab. Lebrun R. 1980e, 116 übersetzt „Que mon dieu m'ouvre [maintenant] sincèrement son coeur (et) son âme“, während Singer I. 2002c, 32 und mit ihm Schwemer D. 2015a, 356 die Bezüge anders interpretiert und wie folgt übersetzt: „[Now] may my god open his innermost soul to me with all his heart“.
Die Form wašdul ist hier Plural, da im Folgesatz mit -e darauf Bezug genommen wird. An sich ist die Form numerusneutral.
Eichner H. 1975c, 136 übersetzt ne-za-an ga-ne-eš-mi jeweils mit „damit ich sie erkenne“, vgl. auch Görke S. 2000a, 44 sowie Metcalf C. 2015a, 45-47 für den Zusammenhang von Erkennung und Anerkennung des vermuteten Vergehens.
Auf eine inhaltiche Entsprechung dieser Textstelle, in der die Offenbarung im Traum erbeten wird, zum Šamaš-Hymnus 64 macht Görke S. 2000a, 109 aufmerksam.
García Trabazo J.V. 2002a, 283 ergänzt: [el respeto] y [la fue]rza.
Görke S. 2000a, 103 weist auf den babylonischen Einfluss hin, dem diese Anrede des Sonnengottes unterliegt.
Redundantes -tta in possessiver Funktion bleibt unübersetzt. Anders Schwemer D. 2013a, 107.
Eichner H. 1975c, 137 übersetzt: „und der mich verworfen hat“.
García Trabazo J.V. 2002a, 283 interpretiert ganz anders: „He realizado una invocación en presencia del [di]os“.
Ein anderes Verständnis liegt der Übersetzung von Görke S. 2000a, 44 zugrunde: „Trotz Krankheit habe ich mich angestrengt und abgemüht (?), habe aber noch keinen Erfolg.“ peran hat allerdings eher kausale als konzessive Bedeutung.
Stellungsbedingt ist hier die Übersetzung von maḫḫan mit komparativischer Lesart der temporalen vorzuziehen (mit Singer I. 2002c, 32 gegen Schwemer D. 2015a, 356).
Zur Interpretation als 3.Sg. vgl. CHD L-N, 349b und Hoffner H.A. – Melchert H.C. 2008a, 223.
Wohl '(der) Zorn (der Gottes)' zu ergänzen.
Obwohl sich die Bitte sicher noch an den persönlichen Gott richtet und deshalb eine Verbalform in der 3. Person zu erwarten wäre, steht das Verb in der 2. Person. Möglicherweise ist dies dadurch zustande gekommen, dass im folgenden Kolon wieder der Sonnengott in der 2. Person angesprochen wird.
Funktionsspektrum von -ške-.
Dieser Paragraph folgt einer akkadischen Vorlage, s Güterbock H.G. 1974d, 326 und Lambert W.G. 1974a, 323f.
Funktionsspektrum von -ške-.
Das CHD L-N, 432b übersetzt die beiden Zeilen wie folgt: „I haven't done something against you, my god, have I, or sinned I in some way, have I?“. Singer I. 2002c, 35: „My god, what have I ever done to you and how have I sinned?“.
Abweichende Lesung und Interpretation bei García Trabazo J.V. 2002a, 285.
Güterbock H.G. 1974d, 323f. verweist auf eine akkadische Vorlage, s. Lambert W.G. 1974a, 278.
Görke S. 2000a, 105-106 verweist hierzu auf die fast wörtliche Übereinstimmung zwischen dem hethitischen und babylonischen Text.
Güterbock H.G. 1974d, 326 weist darauf hin, dass dieses und das vorangegangene Kolon ein Vorbild in einem sumerischen Gebet haben, vgl. Lambert W.G. 1974a, 301.
Funktionsspektrum von -ške-.
Zum möglichen akkadischen Hintergrund dieses Ausdrucks s. Schwemer D. 2015a, 360.
Mit dem Verb gulš- 'schreiben, eingravieren' ist dGulša- 'Schicksalsgöttin' etymologisch verwandt. Die dGulša-Göttinnen 'schreiben' das Schicksal eines Menschen (vgl. Haas V. 1994a, 308).
Schwemer D. 2015a, 360f. zu anderen Übersetzungsversuchen, die an die Deutung als rhetorische Frage oder Assertion sowie an das Verständnis von -ta in MUNUSENSI-ta geknüpft sind. Eine überzeugende Interpretation konnte nicht gefunden werden.
Dieser Ausruf erinnert an die šigū-Gebetsbeschwörungen, vgl. Görke S. 2000a, 116.
Beim LUGAL-an aška- 'Königstor' handelt es sich um den Ort, an dem Recht gesprochen wurde.
Diese Übersetzung wurde schon von Eichner H. 1975c, 137 vorgeschlagen. Anders etwa Lebrun R. 1980e, 118 („indésirable“).
Inhibitiv als Teil des Funktionsspektrums von -ške-.
Vgl. CHD Š, 46a. Anders Görke S. 2000a, 45, die das Wort mit „Kulthandlungen“ wiedergibt.
Schwemer D. 2015a, 357 ergänzt nach KUB 30.10 Rs. 25-26: „To me, my god, you are like a [fathe]r [ ... ]. I [ha]ve [no] mother, only [yo]u, [my god, you are] to me [like a mother ...“. Lebrun R. 1980e, 118 verzichtet auf die Vergleichspartikel 'wie'.